Die deutsche Wirtschaft steht unter massiven Druck durch die fortschreitende Digitalisierung in allen Branchen. Neben der Kommunikation mit Kunden und Stakeholdern verändert die Digitalisierung viele bestehende Geschäftsmodelle. Sie vernetzt schließlich alle Wirtschaftsbereiche und fordert von allen Akteuren sofortige Anpassung an diese neue Ökonomie ein. Nicht nur die Frage nach dem „Warum?“, sondern nach dem „Wie?“ muss bei der Digitalisierung gestellt werden.
Dafür fehlt es in vielen Unternehmen, die sich an diese Evolution ihrer Geschäftsmodelle heranwagen, oftmals noch an Überzeugungskraft und an dem Verständnis für die notwendige Dringlichkeit. Selten lassen sich Entscheider durch blanke Theorien und das Vorgehen digitaler Einzelkämpfer überzeugen. Sie fordern zu Recht klare Zahlen, Daten und Fakten. Entscheider wollen Veränderungen strategisch betrachten und ihre Folgen unternehmerisch bewerten. Ein Studienergebnis der Strategieberatung Roland Berger offenbart die dramatische Tragweite der digitalen Veränderungen in eben jenen nackten Zahlen, die einen Entscheider schnellstens wachrütteln sollten.
Sollte Europa die Chance verpassen, die digitale Transformation zum eigenen Vorteil zu gestalten, könnten sich die möglichen Einbußen bis zum Jahr 2025 auf rund 605 Milliarden Euro summieren. Dieser Verlust entspricht weit über 10 Prozent der industriellen Basis in Europa. Für die deutsche Wirtschaft kann sich die Verschleppung der Digitalisierung zu einem Horrorszenario entwickeln, welches die Wirtschafts- und Industriestandorte in ihrer Grundfeste und zugleich die Arbeitsmärkte stark gefährdet. In ihrer Verantwortung für Unternehmen und Mitarbeiter dürfen Vorstände und Geschäftsführer angesichts dieser negativen Zukunftsvision nicht mehr nur zusehen. Sie sind heute zum Handeln und zur Krisenabwehr aufgefordert.
Digitale Tansformation in Unternehmen erfordert digitalen Reifegrad
Noch ist aber nicht aller Tage Abend, denn trotz der Zahlenspielerei von Strategen sollte immer der Wille zum Wandel im Vordergrund stehen. Dieser muss auf oberster Ebene im Unternehmen verinnerlicht und vorgelebt werden. Die Bedeutung der Digitalen Transformation muss direkt vom CEO eigenständig verstanden und vorgelebt werden. So können Ängste abgebaut und digitale Fähigkeiten für den Wandel aufgebaut werden. Bereits heute leben digitale Disruptoren und junge Unternehmen wie MyTaxi, Moovel oder Payleven vor, wie sie etablierte Geschäftsmodelle mit ihren eigenen Business-Lösungen erfolgreich torpedieren und wichtige Kundensegmente abgreifen. Ihre Denkweise muss für die eigene Industrie adaptiert werden, um den Weg zur Industrie 4.0 durch diese disruptive Sichtweite einzuleiten. Das Team, die Mannschaft, die Mitarbeiter – alle müssen einen digitalen Reifegrad erlangen, um neben dem eigentlichen Betrieb die Digitalisierung umzusetzen, so dass Produkte, Prozesse, Dienstleistungen und ganze Geschäftsmodelle durch eine Digitalkultur befähigt werden.
Nach Ansicht von Roland Berger kann mit den optimalen Rahmenbedingungen und den richtigen Leitplanken hingegen ein deutlicher Zuwachs in Höhe von 1,25 Billionen Euro an industrieller Bruttowertschöpfung erwirtschaftet werden. Als weitere Schlüsselfaktoren für eine vernetzte, effizientere Produktion und eben jene neue Geschäftsmodelle gelten gemeinsame Branchenstandards, eine leistungsfähige Infrastruktur für die digitale Vernetzung und eine europaweite Koordination von Förderprogrammen, Wirtschaftscluster und -allianzen sowie Startup-Hubs und Hightech-Laboren.
Für Unternehmen ist die Digitale Transformation ein wichtiger Wegbegleiter für die Sicherung ihrer künftigen Wettbewerbsfähigkeit. Nicht nur einzelne Bereiche der Organisation werden transformiert, sondern die Digitalisierung erfordert eine ganzheitliche strategische und zugleich für jedes Unternehmen individuelle zugeschnittene Vorgehensweise. Wer nicht von der Konkurrenz überholt werden möchte, sollte die Digitale Transformation zur Chefsache zu erklären und höchstpersönlich den digitalen Wandel im Unternehmen vorantreiben.